Institut für Erziehungswissenschaft

Die Universität Mainz, im Jahr 1477 gegründet, zählt zu den ältesten deutschen Universitäten. Sie bestand zunächst nur bis 1823, um dann als Teil des Wiederaufbaus 1946 wieder ihren Betrieb aufzunehmen. Im ersten Semester waren etwas mehr als 2.000 Studierende, erstmals auch Studentinnen, immatrikuliert. Die Pädagogik wurde von 1946 bis 1953 von Otto Friedrich Bollnow vertreten, in der Tradition der geisteswissenschaftlichen Pädagogik und verankert in einem Fachbereich für Philosophie und Pädagogik. Die weitere Entwicklung der Mainzer Pädagogik wurde dann von Theodor Ballauff geprägt, der von 1955 bis 1979 Pädagogik lehrte. Im Zuschnitt der Erziehungswissenschaft vor ihrer empirischen Wende bestand das Studienangebot in einem Hauptfach Magister und Angeboten für das Lehramt und für den Studiengang Dipl.-Handelslehrer.

Eine deutliche Erweiterung - funktional und personell - erfuhr das pädagogische Institut Anfang der 1970er Jahre durch eine Reform des Lehramtsstudiums mit erweiterten pädagogischen Anteilen und durch die Einführung eines Diplomstudienganges. Seitdem ist die Erziehungswissenschaft eines der lehrintensivsten Fächer der Universität. Am Ende des letzten Jahrtausends waren mehr als 2.000 Studierende im Hauptfach Pädagogik eingeschrieben, bei nur sechs Professuren. Die Nachfrage im langsam stärker pädagogisch ergänzten Lehramtsstudium war von der zyklisch modifizierten staatlichen Einstellungspolitik geprägt, vor allem während der berufspolitischen Stagnation Ende der 1970er bis Mitte der 1990er Jahre - dennoch umfasste die Gymnasiallehrerausbildung immer zwischen 2.500 und 3.500 Studierende.  Im Hauptfach haben von 1973 bis 2003 1.800 Diplomandinnen und Diplomanden ihr Studium abgeschlossen, also 60 Absolventinnen und Absolventen im Studienjahr, mit der "Spitze" von 86 Diplompädagoginnen und -pädagogen allein im Sommersemester 2000.

Der quantitative Ausbau der Lehrerbildung und der Aufbau eines eigenen interdisziplinären Studiengangs Bildungswissenschaften für die bildungsbezogenen Anteile der Lehrerbildung nach 2000 sowie die Konsolidierung der Ausdifferenzierung im Hauptfach beziehungsweise Diplom haben die Arbeit des Instituts verändert und eine Ausweitung der Professuren auf elf Stellen nach sich gezogen. Die Einführung der neuen Studiengänge bietet dem Institut nun die Gelegenheit zur weiteren Spezifizierung seiner Studienangebote in der Erziehungswissenschaft und den Bildungswissenschaften.

Während bislang der Modifikationsbedarf in der Lehre bei Veränderungen des Instituts im Vordergrund stand, deutlich bei den beiden Evaluationen 1992 bis 1994 und 2004, haben sich mit der langfristigen Durchsetzung einer auch forschungsorientierten Arbeitsweise in der Disziplin inzwischen qualifizierte Forschungsschwerpunkte für verschiedene Felder, Methoden- und Grundlagenfragen herausgebildet. Dies wird in den Folgenden Darstellungen der Arbeitsgruppen deutlich.

Die Umbenennung des Instituts für Pädagogik zum Institut für Erziehungswissenschaft nach fünf Jahrzehnten trägt all dem Rechnung und ist Folge einer Umstrukturierung der Fachbereiche der Universität.